Ein Rechercheprojekt zum Landschaftsgebiet der Erft und der andauernden anthropogenen Gestaltung zwischen Urbarmachung, Rheinischem Braunkohlerevier, Renaturierung und hydrogeologischen Ausnahmezuständen. In Kooperation mit Kriz Olbricht.

Aus dem Mittelgebirge der Eifel kommend durchfließt die Erft das Rheinische Braunkohlegebiet zwischen Köln und Aachen bis sie bei Neuss in den Rhein mündet. Heute existiert in dem etwa 105 Kilometern langen Flusssystem der Erft kein von den Menschen unveränderter Abschnitt mehr. Die starke anthropogene Prägung der vergangenen 2000 Jahre mit ihren Flussbettverlegungen und -begradigungen hat sich seit den 1960er Jahren mit dem intensiven Tagebau rapide verstärkt. Grundwasser wird bis zu Tiefen von 500 Metern abgepumpt und mit über 20°C in den Fluss eingespeist, so dass sich teils subtropische Habitate entwickeln und die Erft im Mittel- unter Unterlauf ganzjährig Temperaturen von 10–20°C aufweist.
Im Verlauf des Jahres 2024 höre ich, gefördert durch das Arbeits- und Recherchestipendium der Stadt Köln, immer wieder an verschiedenen Stellen im Ober-, Mittel- und Unterlauf des Flusses die Soundscape unter Wasser ab. Auffallend, sowohl landschaftlich wie auch akustisch, sind die starken Unterschiede zwischen begradigten Abschnitten des Erftflutkanals und mäandrierenden Stellen, von denen viele erst mit den Renaturierungsmaßnahmen in den letzten 10 Jahren entstanden oder, wie aktuell in Gymnich, gerade am entstehen sind.
Mit der Zeit und im künstlerischen Austausch mit Kriz Olbricht hat sich das Abhören der unterschiedlichen Orte von einer akustischen Betrachtung zunehmend hin zu einer Betrachtung von Landschaft und der von uns geprägten Naturräume gewandelt.
Feldrecherchen













Soundbeispiele
Bergheim Kenten
– ein 2014 renaturierter Abschnitt im Mittellauf, direkt unterhalb der Einleitung des etwa 24°C warmen Sümpfungswassers.

Neuss Gnadenthal
– ein 2023 renaturierter Abschnitt des Unterlaufs kurz vor der Mündung in den Rhein.


Schönau
– ein nach der Flut 2021 naturbelassenerer Abschnitt kurz vor dem Hochwasserrückhaltebecken Eicherscheid am Oberlauf der Erft.


Aus den Aufnahmen sind Arbeiten entstanden wie etwa die Installation vom Abtauchen und Auftauchen, 2024 im Rahmen von FireFlies VI im Jakobipark in Düsseldorf. Die Recherche wurde 2024 gefördert durch ein Recherche- und Arbeitsstipendium für Musik der Stadt Köln.
Erft Research
A research project on the landscape of the Erft and the ongoing anthropogenic landscaping between cultivation, the Rhenish lignite mining area, renaturation and exceptional hydrogeological conditions. In co-operation with Kriz Olbricht.
Coming from the lower mountain range of the Eifel, the river Erft flows through the Rhenish lignite region between Cologne and Aachen until it joins the Rhine at Neuss. Today, there is no section of the approximately 105 kilometre long Erft river system that has not been altered by human activity. The strong anthropogenic influence of the past 2000 years with its river bed relocations and straightening has rapidly intensified since the 1960s with intensive open-cast mining. Groundwater is pumped out to depths of 500 metres and fed into the river at over 20°C, resulting in the development of partially subtropical habitats and temperatures of 10-20°C all year round in the middle and lower parts of the Erft.
Over the course of 2024, I listened to the soundscape under water at various points in the upper, middle and lower sections of the river, funded by the working and research grant from the city of Cologne. What is striking, both in terms of landscape and acoustics, are the strong differences between straightened sections of the Erftflutkanal and meandering sections, many of which have only emerged with the renaturalisation activities of the last 10 years or, as is currently the case in Gymnich, are in the process of being created.
Over time and in artistic dialogue with Kriz Olbricht, the process of listening to the various places has increasingly changed from an acoustic observation to an observation of landscapes and anthropogenically influenced environments.
The recordings resulted in works such as vom Abtauchen und Auftauchen, shown in 2024 as part of FireFlies VI in Jakobipark in Düsseldorf. The research was supported in 2024 by a research and work grant for music from the city of Cologne.